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Besichtigung des Stadtwalds


Anlässlich der Neuauflage des alle 10 Jahre aktualisierten Planes zur Forsteinrichtungserneuerung hatten Stadt- und Forstverwaltung die Ortsvorsteher, den Gemeinderat, die Jagdpächter sowie die Presse am 25. April 2024 in den Ratssaal eingeladen. Den zahlreich Erschienenen wurde ein nicht alltägliches Programm geboten: Nach Begrüßung durch Bürgermeister Dirk Harscher stellte Andreas Sippel von der Forstdirektion Freiburg zunächst das Verfahren der permanenten Betriebsinventur vor.

Stefan Niefenthaler, Andreas Sippel, Bernhard Schirmer

Erfasste Parameter seien beispielsweise Baumart, Alter, Höhe oder Schäden, so Herr Sippel. So könne man belastbare Zahlen liefern, welche für das Waldmanagement unerlässlich seien. Man könne unter anderem folgende Entwicklung zwischen 2004 und 2024 im Stadtwald nachzeichnen: Der Anteil der Fichte sei von 30 % auf 18 % gefallen, der Tannenanteil stabil bei 18%, die Buche stabil bei 32 % geblieben; der Anteil der sonstigen Laubbaumarten hingegen habe sich von 10% auf 20% verdoppelt.

Im Anschluss an die theoretische Einführung ging es in den Stadtwald auf den Dinkelberg in den Praxisteil. Neben Andreas Sippel leiteten Stefan Niefenthaler, Revierleiter, sowie Forstbezirksleiter Bernhard Schirmer die „Zeitreise“. Auf dem Programm stand nämlich das Inspizieren verschiedener Baumbestände, die jeweils unterschiedliche Phasen des Bewirtschaftens zeigten.

Den Vertretern wurden allerdings nicht nur Bewirtschaftungsphasen gezeigt, sondern auch der Wandel der Bewirtschaftungsstrategie. Früher sei die Funktion des Waldes das Gewinnen von Brennmaterial gewesen, so Herr Niefenthaler, vor der Kohle sei der Wald einziger Energieträger gewesen – die Kohle habe den Wald gerettet. Im Gegensatz dazu sei das Ziel in der Gegenwart „eine breite Verwendungsmöglichkeit“: Erholung, Klima, Industrie laute der Dreiklang. Auf die Frage, wie es sich mit der Funktion „Brennholz“ verhalte, antwortete Herr Niefenthaler, dieses werde nicht zielgerichtet produziert, weil es aber anfalle, werde es auch verkauft. Da allerdings 50 % der Waldfläche auf Stadtgebiet nicht im Eigentum der Stadt sei und frei bewirtschaftet werden könne, gelte diese Aussage nur für den Stadtwald.

Die planmäßige Waldentwicklung aufgreifend führte Herr Schirmer einige Trends aus: Buche sei wegen der Langsamkeit ihres Wachsens nicht lukrativ. Die Fichte sei wegen ihrer „Krankheitsanfälligkeit“ ein Auslaufmodell – der Schopfheimer Wald befinde sich diesbezüglich im „Umbau“. „Die Fichte ist ein aus dem Hochgebirge importierter Baum. Da Fichte anspruchslos ist, wurde früher auf diese gesetzt“, so Herr Schirmer.

Vor dem Hintergrund, dass man permanent auf „Käfer und Sturm“ reagieren müsse, könne die Planerfüllung je nach Bestand sehr unterschiedlich ausfallen – mal liege diese bei 100, 75 oder auch nur 25 % berichteten die Waldexperten aus der Praxis. Es müsse immer wieder nachjustiert werden. Beispielsweise werde bei „Totholz“ immer der Einzelfall bewertet und entschieden: An Gefahrenstellen entfernen, andernorts liegenlassen, denn es entwickele sich sehr schnell zu Habitatraum für verschiedene Tiere.
Als man sich einen frisch gesetzten Baumbestand ansah, machte Herr Sippel darauf aufmerksam, dass zur Bewirtschaftung des Waldes auch die Koordination mit den Jagdpächtern gehöre. Jagd müsse in die Waldplanung eingebunden werden, es müsse so gejagt werden, dass die Schädigung der jungen Bestände durch Wildtiere vermindert werde.

Seit einiger Zeit sei auch Waldpädagogik ein Thema, berichtete Herr Niefenthaler von den jüngeren Entwicklungen. Die Waldorfschule wurde im Zuge eines Schulprojektes bei ausgesuchten Beständen in die Waldarbeit integriert – die Schüler hätten dabei nicht nur viel gelernt, sondern hätten dabei auch wertvolle Hilfe geleistet.

Als es auf das Anpflanzen von Bäumen zu Sprechen kam, wies Revierleiter a.D. Bäckert, der mit von der Partie war, darauf hin, dass diese Arbeit früher vor Allem Frauenarbeit gewesen sei. Als Tagelöhner hätten die Waldbesitzer sie dafür eingestellt. Einen Fun Fact hatte Herr Bäckert diesbezüglich in petto: Auf der 50-Pfennig-Münze sei gleichsam, zum Beweise dessen, eine Baumpflanzerin als „Zeugnis für Neuanfang und Wiederaufforstung“ abgebildet.
Bürgermeister Harscher bedankte sich bei den Forstexperten für die kurzweilige Führung und die vielen Einblicke in die Praxis des Waldbewirtschaftens - er glaube den Wald in guten Händen.

Die Ergebnisse der Inventur sowie die Inhalte für die nächste Planungsperiode werden im Mai im Gemeinderat behandelt.